Diese Website verwendet Cookies.
Zum Hauptinhalt springen

Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung

Rede des Stadtvorsitzenden Jan Rötzschke

Liebe Freundinnen und Freunde, Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

ich bedanke mich für DIE LINKE Halle für die Möglichkeit, heute hier sprechen zu dürfen. In unserem Stadtverband hat der heutige Termin immer einen hohen Stellenwert. Denn hier können sich alle Antifaschist*innen klar machen, warum sie kämpfen. Sie kämpfen um zu verhindern, dass faschistische Ideologien und faschistische Mörder jemals wieder an die Macht kommen.

Wir erinnern uns heute daran, wie der Faschismus in Deutschland besiegt werden konnte: Nicht durch die Eliten des NS-Staates, die viel zu oft davor und danach ebenfalls Eliten waren - sie haben ihr vermeintliches Gewissen erst nach 1945 wiedergefunden. Auch nicht durch einen spontanen Aufstand aus der Mitte der Bevölkerung heraus - diese wandte sich ebenfalls erst nach Ende teilweise vom Faschismus ab. Nein - die Befreiung Europas vom deutschen Faschismus gelang durch den Kampf der Alliierten und der vielen Partisanen und der viel zu wenigen deutschen Widerstandskämpferinnen.

Sie konnten letztendlich gewinnen, weil sie sich auf etwas einigten: Sie haben sich darauf geeinigt den deutschen Zivilisationsbruch, den antisemitischen Massenmord und die gnadenlose faschistische Herrschaft, zu beenden. Französische Konservative kämpften für einige Zeit an der Seite von deutschen Kommunist*innen, slowenische Unabhängigkeitskämpfer*innen an der Seite von österreichischen. Die Rote Armee kämpfte für das gleiche Ziel wie die US-Army. Jüdische Widerstandskämpfer*innen kämpften gemeinsam mit der britischen Kolonialbehörde. Kurzum: Diese Antifaschistische Einheit, die sich ganz praktisch gegen den Faschismus bildete, sicherte am Ende den Untergang des Deutschen Reiches.

 

Vorher hat es auf der ganzen Welt Konflikte um die Frage gegeben, wie man mit dem deutschen Regim umzugehen habe - genau wie man sich in Deutschland vor 1933 die Frage gestellt hatte, wie man denn die NSDAP zu verstehen hätte. Der Unterschied ist: In Deutschland haben die Kräfte gesiegt, die eine Verständigung wollten. Die Elite der Weimarer Republik und der bürgerlichen Parteien haben gesagt: Wir lassen Hitler mal machen. Obwohl auch bei allen Alliierten etliche Politiker*innen den schlimmsten Fehler begangen und sich mit Hitler und Co. arrangieren wollten, haben sie diesen Drang am Ende abgewehrt. In Deutschland haben sich nicht die liberale Deutsche Staatspartei, das katholische Zentrum, die rechtsliberale DVP und erst recht nicht die deutschnationale DNVP gewehrt - nein, sie haben sogar mitgemacht und die faschistische Machtübernahme aktiv unterstützt. Sie haben die schlimmsten Verbrechen in Kauf genommen, um ihre Stellungen zu behalten.

Heute zeigt uns diese Niedertracht zweierlei: Zum einen gab es überall Leute, die sich dem Nationalsozialismus lieber heute als morgen unterwerfen wollten - wie unendlich dankbar müssen wir als für diejenigen sein, die sich dagegen gestellt haben. Die sich einer Welt eben nicht angepasst haben, in der Deutschland massenhaft morden. Zum anderen zeigt uns das, dass die Nazis nie aus sich selbst heraus an die Macht kommen müssen. Es reichen Menschen und Strukturen, die sich nicht antifaschistisch dagegen stellen. In Halle hat die sogenannte “Neue Rechte” ihre Zelte abgebrochen und der Höhenflug der AfD scheint gestoppt. Die neue Faschist*innen sind aber noch da - sie besetzen Posten, machen fast täglich menschenverachtende Demonstrationen und in ihrer Parallelwelt aus Hass und Gewalt wächst der Terror, den wir am 9. Oktober 2019 in unserer Stadt und in diesem Jahr in Hanau sehen mussten. Wer hier keine klare Kante zeigt, wer hier auf ein Arrangement setzt oder diese Krise der Demokratie nur aussitzen will, tritt schon in die falschen Fußstapfen und gegen Demokratie und Menschenrechte an. Unsere Aufgabe, die Aufgabe jedes Antifaschismus, muss der Einsatz gegen diese Ignoranz und den Faschismus sein.

Wir danken dem VVN-BdA für seinen Teil des Einsatzes und verlangen an dieser Stelle noch einmal nachdrücklich, dass die unverschämte Aberkennung der Gemeinnützigkeit zurückgenommen wird!

Vielen Dank!