80. Jahrestag der Befreiung des Auschwitz Konzentrationslagers

Wir gedenken heute der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 und der Opfer des des Nationalsozialismus. Heute vor 80 Jahren wurde das KZ und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Allein hier wurden über eine Million Menschen ermordet. Wir erinnern an diesem Tag an das schlimmste Verbrechen unserer Vorfahren und ein singuläres Verbrechen in der gesamten Menschenheitsgeschichte.

Die systematische Verfolgung, Inhaftierung, industrielle Ermordung von sechs Millionen Juden mit dem Ziel, alles jüdische Leben und alle jüdische Kultur restlos zu vernichten, wird immer Teil unserer deutschen Geschichte sein und als Deutsche haben wir eine ganz besondere Verantwortung dafür Sorge zu tragen, dass dieses Verbrechen niemals relativiert oder vergessen wird.

Wir gedenken der Millionen von jüdischen Männern, Frauen, Kindern, die dem abscheulichen Rassenwahn der deutschen Faschisten zum Opfer fielen und einen langen, qualvollen Erstickungstod in den Gaskammern der Lager fanden. Wir gedenken ebenso den sowjetischen und polnischen Zivilisten und Kriegsgefangenen, der Viertelmillionen Sinti und Roma und der Viertelmillionen Menschen mit Behinderungen, die ermordet wurden.

Niemals darf vergessen werden, zu welchen unbegreiflich grausamen Verbrechen Menschen in der Lage sind, die von einer menschenfeindlichen Ideologie verwirrt, verführt, vergiftet wurden; niemals dürfen wir den Zivilisationsbruch vergessen, der im Namen eines deutschen Volkes, einer deutschen Nation verübt wurde; niemals dürfen wir das Ausmaß der Verrohung unterschätzen, welches gottgläubige, biedere Väter kleiner Kinder dazu befähigt hat, andere Väter mit ihren Kindern massenhaft zu erschießen.

Wir sind besorgt darüber, dass laut einer Umfrage der Jewish Claims Conference fast die Hälfte aller jungen Erwachsenen keine ausreichende Kenntnis von den Verbrechen des Nazi-Regimes hat. Eine Lehre unserer deutschen Erinnerungskultur lautet: "Was geschah, kann wieder geschehen." Oberflächlich gesehen geht es den Deutschen viel besser als zwischen den beiden Weltkriegen, die Gesellschaft ist friedlicher, wohlhabender, demokratischer, sozialer, aufgeklärter - doch noch immer droht die Gefahr einer faschistischen Revolution, die unseren Staat grundlegend umbauen, Bürgerrechte zurücknehmen und die Verfassung abschaffen will. Aufgeputscht von völkischen Ideen und einem Gefühl von Angst und Ohnmacht suchen weltweit immer mehr Menschen bei Faschisten einfache, endgültige Antworten auf die großen, ungelösten Fragen unserer Zeit. Alle demokratischen Kräfte müssen um jeden Preis verhindern, dass die Antworten der Faschisten zu Gesetzen werden. Wir schulden unseren Antifaschismus allen Opfern der Faschisten, und auch allen zukünftigen Generationen.

Unsere Geschichte verpflichtet uns ganz besonders zum Kampf gegen Antisemitismus. Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der Juden und Christen und Muslime und Nichtgläubige in Frieden und Freiheit und ohne Angst und Scham miteinander leben können. Wer mit antisemitischen Stereotypen argumentiert oder das Existenzrecht Israels in Frage stellt oder die deutschen Verbrechen relativiert oder leugnet, findet in unserer Partei eine entschiedene Gegnerin. Wir stehen fest und unmissverständlich an der Seite aller Menschen, die diskriminiert und marginalisiert werden oder Opfer von Hass und Gewalt sind.

Der heutige Tag will uns erinnern an die traurige Tatsache, dass der berühmte Schwur der Überlebenden von Buchenwald nicht eingelöst wurde: "Wir werden den Kampf erst aufgeben, wenn der letzte Schuldige vom Gericht aller Nationen verurteilt ist. – Die endgültige Zerschmetterung des Nazismus ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ideal."