Pressemitteilung zum Protest gegen die geplante Jugendhilfeeinrichtung in Reideburg
Halle, den 11. April 2025 - Wie schon zuvor in Nietleben und Lettin wiederholen sich in Reideburg unwürdige Szenen. Anwohner protestieren gegen die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, die in einer zukünftigen Jugendhilfeeinrichtung durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Reideburg betreut werden sollen. Vorurteile und Ängste prägen den Blick auf die Jugendlichen, statt mit Offenheit und Hilfsbereitschaft auf die jungen Menschen zuzugehen. „Sieg Heil“ und „Ausländer raus“ Rufe, die unwidersprochen bei diesen Protesten skandiert werden, sind traurige Spitze eines tief verwurzelten Rassismus. Wenn die größte Angst ein sinkender Grundstückswert ist, weil in der Umgebung geflüchtete Kinder und Jugendliche ohne Eltern betreut werden, dann kann man sich nur fassungslos die Augen reiben.
Denn um welche Menschen geht es hier? Es geht um sehr junge Menschen, unter denen auch einige sind, die vor Krieg und Elend geflohen sind. Die sich entweder allein auf einen langen Weg gemacht haben, der ihnen ungefährlicher erschien, als die Situation in der Heimat - oder die während der Flucht ihre Eltern oder Verwandten verloren haben. Es ist kaum vorstellbar, was diese Kinder und Jugendlichen schon erleben mussten. Ihnen Schutz, Betreuung, Sicherheit und ein neues Zuhause zu geben, das ist das Ziel des Roten Kreuzes. Es sollte das Ziel eines jeden mitfühlenden Menschen sein. Es sei auch daran erinnert, dass hier junge Menschen bestens betreut und in unsere Gesellschaft integriert werden. In einer älter werdenden Gesellschaft ist das ein besonderer Schatz.
Die Linke fordert dazu auf, die Situation rational zu beurteilen. Ängste und rassistische Vorurteile müssen der Menschlichkeit und Solidarität weichen. Die Stadtverwaltung ist gut beraten – gerade nach den Erfahrungen in Lettin – endlich eine kluge und umfassende Informationspolitik zu fahren. Dazu gehört das frühzeitige Einbeziehen aller Menschen vor Ort. Wir fordern Oberbürgermeister Vogt auf, sich nicht feige hinter Plänen vor seiner Amtszeit zu verstecken. Viel mehr muss er das Heft des Handelns in die Hand nehmen und auf die Menschen vor Ort zugehen. Ein klares Bekenntnis zum Schutz von geflüchteten Kindern und Jugendlichen wäre dafür aber eine Grundvoraussetzung, um den Ruf unserer Stadt Halle (Saale) als weltoffene Stadt mit dem Zukunftszentrum und der Nationalen Wissenschaftsakademie nicht zu gefährden.