Eine attraktive Stadt – ohne Toiletten?

Der Amtsblatt-Artikel der Fraktion für den März/April. Das Thema: Eine attraktive Stadt braucht öffentliche Toiletten.

Halle hat viel Sehenswertes zu bieten, deshalb schlendern Anwohner:innen genau wie Besucher:innen gerne über die grüne Peißnitz-Insel, wandern durch die erhaltene Altstadt, essen in der Sternstraße, sehen sich danach den plätschernden Eselsbrunnen, den halleschen Dom und die Moritzburg an oder fahren zur Burg Giebichenstein oder zur Freiraumgalerie, interessieren sich für die Stadtgeschichte oder genießen das Flair – häufig bis zu dem Punkt, an dem sie eine Toilette aufsuchen müssen. Denn hier hat Halle großen Nachholbedarf.

Von den zehn öffentlichen Toiletten, die die Stadtverwaltung ausweist, sind einige wegen Vandalismus geschlossen, sind ab 20 Uhr spätestens zu oder generell nicht für alle erreichbar. Es ist in Halle wahrscheinlicher, nicht in der Nähe einer öffentlichen Toilette zu sein als umgekehrt. Auch die Barrierefreiheit ist hier mehr als problematisch, denn es gibt ganze Stadtgebiete, in denen es nirgends behindertengerechte Möglichkeiten gibt.

Viele Bürger:innen finden das zurecht schade, denn das mindert die Aufenthaltsqualität enorm. Es macht einen Unterschied, ob Menschen einfach loslaufen können oder ob sie planen müssen, wann sie wieder in der Nähe einer Toilette wären. Das nimmt vielen die Lust an Ausflügen und letztlich auch an der Stadt, die damit ihren Bewegungsradius einschränkt. Dazu kommt es zu weiteren Problemen, wie die Diskussion um das „Wildpinkeln“ in den vergangenen Sommern gezeigt hat.

Als Fraktion DIE LINKE setzen wir uns deshalb für eine entscheidende Veränderung ein und streiten für ein Toilettenkonzept, welches dieses Problem nachhaltig beheben würde. Dazu stellen wir zwei Forderungen: Zum einen wollen wir erreichen, dass es überall im Stadtgebiet erreichbare öffentliche Toiletten gibt, die mindestens von 6 Uhr bis 22 Uhr geöffnet sein müssen. Das würde die meisten der oben geschilderten Probleme lösen und zumindest die längste Zeit des Tages abdecken. Dazu fordern wir, dass alle barrierefreien Toiletten mit einem Euroschlüssel ausgestattet werden, damit sie rund um die Uhr zugänglich sind.

Als Ergänzung dazu wollen wir die Option prüfen lassen, die Stadtwerke mit dem Betrieb der Toiletten zu betrauen. Dieses Modell wird in einigen Kommunen erfolgreich angewandt und könnte auch in Halle die Lage spürbar verbessern.